Sonntag, 02.06.2013
... Wind nach unserem Geschmack - und etwas mehr.
Gespannt, was das Wetter diesmal aus der Vorhersage macht, sind wir zeitig aufgestanden. Viel brauchten wir nicht zu gucken, der Wind pfiff die ganze Nacht straff durch den Cityhafen von Stralsund. Die 5 Beaufort (Bft) Windgeschwindigkeit waren tatsächlich eingetroffen. Das Frühstück auf später vertagt, machten wir uns nur kurz fertig, pellten uns in die regen- und windfesten Sachen und los gings. Sieben Minuten vor der offiziellen Brückenöffnung reihten wir uns die die kleine Gruppe der wartenden Boote. Ohne jeglichen Antrieb sorgten hier bereits Strömung und Wind (von schräg hinten) für 3 Knoten (ktn=Seemeilen pro Stunde) Geschwindigkeit. Brücke auf und ab ging die Post - noch unter Motor. Segeln ist hier nicht erlaubt. Kurz hinter der Passage rollten alle Boote um uns herum nur das Vorsegel aus. Na gut, Vorsicht kann nicht schaden, machen wir es halt auch so.
... und ab ging die Luzie! Nur unter Vorsegel plus der Strömung im Sund kamen wir hier bereits auf 4,5 - 5 ktn. Das Frühstück war ab hier vergessen. Kurz einen Kaffee (vorgekochtes heißes Wasser aus der Thermoskanne plus löslicher Kaffee) und weiter an der Geschwindigkeit gefeilt. Aber ständiges Optimieren des Vorsegels machten den Skipper irgendwann nicht mehr glücklich. Nach kurzer Diskussion gab ich nach und das Großsegel wurde im ersten Reff (OK, mehr haben wir auch nicht) gesetzt. Reff bedeutet, dass das Segeltuch nicht komplett ausgelassen wird. Der untere Teil des Segels wird an hierzu eingearbeiteten Ösen auf den Baum gebunden. Das Großsegel im Reff, das Vorsegel komplett - wir flogen mit bis 8,0 ktn durch den Sund auf den Greifswalder Bodden zu. Die Strömung half hier immer noch ein wenig nach.
Ich gebe zu, dass mir am Anfang ganz schön die Pumpe ging. Nein, wir hatten, da der Wind von schräg hinten kam, noch keine große Schräglage. Ich war mir nur nicht sicher, was ich dem Boot und uns zutrauen konnte. Harry saß selig grinsend neben mir und war der glücklichste Mensch der Welt! Na gut, wenn er meint ... spiele ich halt mit.
Im Greifswalder Bodden angekommen, änderten wir die Richtung wieder nach Gager. Dadurch kamen wir auf Halbwindkurs (Wind direkt von der Seite) und das Boot schoss in ordentlicher Schräglage übers Wasser. Die Wetterdaten im Bodden: Wind der Stärke 5, in Böen 6, Wellenhöhe 1,5 m! Jedesmal, wenn wir von vorn oder seitlich eine ordentliche Ladung Gischt übers Boot bekamen, wurde das Grinsen breiter.
Kurz nach Harrys Bemerkung "über Gager sieht´s aber dunkel aus", wurde aus einem kurzen freundlichen Nieseln die große Schütte. Das Wasser lief in Strömen vom Segel herab, in kleinen Bächen durch das Cockpit, aber in unseren Segelsachen bleiben wir fast komplett trocken. Mit zwei kleinen Unterbrechungen hatten wir diese Segnung ganze 80 Minuten ... aber das konnte unseren Spaß nicht im Geringsten trüben.
Blieb noch das Anlegen ...
Das war bei der mittlerweile vorherrschenden Windgeschwindigkeit 6 an Mooringbojen (Erklärung siehe Blog "Wie im Rausch" vom 28.05.) nicht gerade die leichteste Übung. Noch waren wir alleine im Hafen und somit keine Hilfe am Steg zu erwarten. Aber bereits nach zweieinhalb Versuchen hatten wir die Zicke an den Steg genagelt und ... waren davon ziemlich erschossen. Himmel, was für ein Kampf!
Aber was für eine Fahrt. Die Daten: 26,2 zurückgelegte Seemeilen in 4,5 Stunden. Das macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,82 ktn; Höchstgeschwindigkeit 7,7 ktn (ohne Strömung).
@Harsardeur: Erst wenn wir die Rumpfgeschwindigkeit des Bootes zur Durchschnittsgeschwindigkeit gemacht haben, kommen wir wieder nach Hause *breit_grins*
Jetzt hieß es raus aus der nassen Kleidung und alles irgendwie getrocknet. Nachdem ich den Innenraum trockengelegt hatte (es hatte "etwas" reingeregnet), stellte wir den Heizlüfter auf und sorgten wir Durchzug. Die letzten Sachen werden wohl noch bis zum Abend brauchen, eh sie wieder trocken sind ...
Während dieser Zeremonie durfte auch Basili endlich mal wieder an die frische Luft. Er war von der Fahrt doch ein wenig blass um den Blattrand.
Nachdem wir uns zur Belohnung ein Essen im Hafenrestaurant gegönnt hatten, bekamen wir in der Bucht vor dem Hafen eine beeindruckende Show geliefert. Anscheinend ist hier der Spot für die Kitesurfer. Whow, die waren bei diesen Windverhältnissen extrem schnell unterwegs und beherrschten ihr Fach.
Über Nacht wird der Wind noch weiter in dieser Stärke und mehr toben. Morgen im Laufe des Tages soll er etwas nachlassen. Schauen wir mal, was davon wirklich zutreffen wird und was wir daraus machen.
Respekt! kaum zu glauben , aber so langsam glaube ich der harry braucht kein mittelmeer oder zweirumfer - monohull, schräglage, kaltes gischt und 6 bft :)) also ein wenig "crazy" seid ihr schon :))) *ein doppelgrins zurück**
AntwortenLöschenviel spass euch noch, ihr raser :)) lasst dem ostsee etwas wind noch übrig :)))